Schießen lernen ohne Knall und Rauch - Der Marksman-Schieß-Simulator in der Schießausbildung

Zwischen Trockentraining zuhause und scharfen Übungsschüssen mit Büchse oder Flinte gibt es eine sehr sinnvolle Zwischenstufe: die Nutzung eines Schiess-Simulators vom Typ Marksman.

Kostengünstig, ohne lauten Schussknall, aber mit einer Aufzeichnungsfunktion zur Schussanalyse, gibt dies System Ausbildern die Möglichkeit, auf jeden Schuss-Bewegungsablauf von Trainees einzugehen, diese mit ihm zu besprechen und gezielt Bewegungsabläufe zu trainieren.

Aus meiner Sicht ist der Marksmansimulator eine sinnvolle Ergänzung im Portfolio jagdlicher Ausbildungsmittel, da man mit diesem Teilbereiche des Schießen trainieren kann, die weder auf dem Laufenden Keiler noch im Schießkino trainiert werden können. Aus diesem Grund möchte ich gerne im folgenden Artikel zeigen, wie ich den Marksmansimulator in der Schießausbildung einsetze. Hierbei zeige ich, welche Erfahrungen ich in der Ausbildung von Jägern mit dem Marksmansimulator gemacht habe und wie man eine Trainingseinheit gestalten kann.

Eine Übungseinheit im Marksman-Simulator beginnt mit der Entscheidung, ob das systemeigene Übungsgewehr oder die eigene Jagdwaffe verwendet werden soll. Beides hat Vor- und Nachteile. Die Pluspunkte der Kunststoffwaffe sind ein etwas geringeres Gewicht und der verstellbare Schaft. Die Leichtigkeit der Waffe ist vorteilhaft, gerade bei Zeiteinheiten von 30 oder 60 Minuten. Ferner können Schaftlänge und Hinterschafthöhe schnell und einfach auf den Schützen angepasst werden – so passt dieses Gerät mitunter besser, als die echten Waffen und man erhält den Hinweis, eventuell die Schäftung seiner Flinte oder seines Repetierers optimieren zu lassen. Die Vorteile der Verwendung der eigenen Waffe liegen auf der Hand: der Schüler hat das eigene, gewohnte Gewehr in Händen und an der Schulter, und trainiert mit den wirklich nötigen Bewegungen sein muskuläres Gedächtnis, vorgegeben von seiner Waffe. Zudem schwingt eine echte Waffe ein wenig anders als das Systemgewehr, wobei hier angemerkt werden muss, dass Büchsen nicht mit Schalldämpfern verwendet werden können.

Ist die gewählte Waffe an den Schützen angepasst, beziehungsweise die notwendige Technik am echten Gewehr befestigt, wird das Programm mit den individuellen Daten wie Schaftlänge und Kaliber samt Geschossgewicht gefüttert und anschließend schießt der Nutzer die Waffe ein. Diese Daten sind wichtig, damit das Marksman-System bei Büchsen den korrekten Vorhalt zu den jeweiligen  Entfernungen zum Ziel errechnet. In der Datenbank sind über 550 Laborierungen enthalten, doch können auch eigene, gemessene Daten in die Maske eingetragen werden.

Wenn die Waffe bereit ist, empfiehlt es sich, wie zuhause beim Trockentraining ein paar Vorübungen zu machen: der Schütze sollte den Schultergürtel als auch die Hüfte dehnen und locker. Als nächstes gilt es, das Abzugsverhalten des Schülers zu überprüfen, hier spielt die Kunststoffwaffe einen weiteren Trumpf aus: ihr Abzug klickt vernehmbar beim Abziehen als auch beim Loslassen. Ein gutes Abkrümmen ist ein langsame Druckerhöhung des Zeigefingers auf das Abzugszüngel, sowohl beim präzisen gezielten Schuss als auch im Schwung. Liegt zwischen den beiden Geräuschen eine echte, wahrnehmbare Pause, so ist die Chance groß, dass der Schütze den Abzug kontrolliert bewegt und die Waffe nicht verreißt.

Ein paar Mal lässt ein Trainer nun seine Schüler den gleichmäßigen Schwung und das gleichmäßige Ziehen am Abzug üben, ganz ohne bewegtes Ziel. Perfekt ist es natürlich, wenn der Schüler dies zuhause im Trockentraining schon verinnerlicht hat.

Beim simulierten Schuss analysiert die Anlage über eine Kamera am Lauf der Waffe und andere Sensoren den Schwung, die Position des Ziels auf der Leinwand und die genaue Richtung der Mündung oberhalb der Kamera. Laut Hersteller ist das System bis auf 1 Minute of Angle (MOA) genau.

Der Trainer kann sich während der Schussabgabe komplett auf den Kunden konzentrieren und braucht das beschossene Ziel vorerst nicht zu beachten, denn in der Analyse nach dem Schuss spielt das System die letzten Sekunden vor dem Schuss ab: eine kurze Videosequenz zeigt das sich bewegende Ziel als auch die Position der Gewehrmündung dazu. Diese wird als rote Linie angezeigt und gibt genau Antwort, ob der Schütze die Waffe zu schnell oder zu langsam, zu hoch oder zu tief bewegte. Für das „Augentier“ Mensch ist dies Aufzeigen einer Bewegung viel zielführender, beim nächsten Schuss anders zu handeln, als die bloße Information „zu tief, zu hoch, …“ die ein Trainer auf dem Tontaubenstand oder im Schießkino geben kann.

Zu dieser Darstellung nutzt das Marksman-Programm alle Faktoren, die zum Treffpunkt und zur Schusswirkung beitragen: Laufweg und -richtung, die Geschwindigkeit des Ziels, Geschoss, Kaliber, Laborierung beziehungsweise Choke, Schrotgröße und -geschwindigkeit.

Der Trainer gibt nun auf Grundlage der Mündungsbewegung und der Position des Geschosseinschlags auf dem Ziel oder „im Nichts“ Handlungsempfehlungen an den Schüler: vielleicht eine andere Fuß-Stellung, oder die Anweisung, den Schwung nach dem Schuss keinesfalls abzubrechen, damit ein insgesamt perfekter Bewegungsablauf durchgeführt wird.

Trifft der Kunde ein Ziel in einer Sequenz, so macht es Sinn, ihn genau diese einige Male wiederholen zu lassen, damit das muskuläre Gedächtnis geübt wird und er sich den idealen Bewegungsablauf merkt. Ohne große Kosten und ohne den Stress durch Knall und Rückstoß erlaubt es der Marksman-Simulator, den bewegten Schuss auf Schalenwild und Niederwild zu üben.

Hat unser Artikel euer Interesse geweckt? Auf dieser Seite findet ihr die Information, wo überall es Marksman-Simulatoren gibt: https://www.marksman.se/de/find-a-place-to-shoot/

Selbstverständlich freue ich mich auf Ihr Feedback zu diesem Artikel. Schreiben Sie gerne Ihre Fragen an mich, in die Kommentare oder über das Kontaktformular an die allgemeine E-Mail-Adresse der Akademie für Jäger und Sportschützen. Sollten Sie Interesse an einer Trainingseinheit im Marksmansimulator im Raum München haben, können Sie sich ebenfalls auf den genannten Wegen bei mir melden, Ihr Torsten Pflittner

 

Die Bilder durften wir freundlicherweise im www.aimcenter.de  am Irschenberg erstellen.

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