Der Lauf schießt, der Schaft trifft. Dieser sagenumwobene Satz trifft den Kern der Dinge. Aus der Verkaufspraxis wissen wir, dass eine sehr häufige Frage bei der Wahl der richtigen Flinte das Schaftmaß ist. Eine weitere häufig gestellte Frage ist das richtige Kaliber. Um alle Fragen zu klären und etwas Licht ins Dunkle zu bringen, schreiben wir den folgenden Artikel und erläutern das Thema umfassend.
Welches Schaftmaß bei einer Flinte benötige ich?
Fakt ist, dass das Schaftmaß Auswirkungen auf die Schießleistungen des Flintenschützen hat; sei es beim jagdlichen Flintenschießen oder beim Tontaubenschießen, es gilt: „Der Schütze schießt, der Schaft trifft.“ Versucht man nun objektive Gesichtspunkte für das persönliche Schaftmaß zu finden, steht man oft vor einer Wand des Schweigens. Natürlich liest man viel über Schaftlänge, Schränkung, Senkung und Pitch, aber was hat es damit auf sich und woher kommen diese Maße?
Die Schaftlänge der Flinte
In der Literatur findet man unterschiedliche Herangehensweisen zur Ermittlung der richtigen Schaftlänge. Eine sehr häufig erwähnte Methode ist das Messen der Unterarmlänge. Hierzu platziert man die Flinte in der Armbeuge und hält sie senkrecht nach oben. Gelingt es dem Schützen in diesem Anschlag den Zeigefinger auf den Abzug zu platzieren, sagt man, dass das Schaftmaß richtig ist. Wenn man jedoch etwas darüber nachdenkt, kommt man schnell zu dem Schluss, dass dies nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann, da unterschiedlich große Menschen die gleiche Unterarmlänge haben können. Somit ist dieses Vorgehen lediglich ein Anhaltspunkt für das richtige Schaftmaß. Besser ist es, den Schützen von außen zu betrachten, wenn dieser einen Anschlag eingenommen hat. Beträgt der Armwinkel ca. 90°, ist dies ein deutlich besseres Maß für die richtige Schaftlänge, da der Schütze so eine entspanntere Haltung hat.
Um die richtige Schaftlänge der Flinte zu ermitteln, kommt man nicht darum herum, weitere Kontrollen durchzuführen. Hierzu bietet es sich an, einige Probeanschläge durchzuführen. Dabei sollte man darauf achten, dass man behinderungsfrei und bequem in den Anschlag kommt. Man geht mehrfach in einen Probeanschlag und achtet darauf, dass man mühelos die Flinte an die Unterkieferoberkante heben kann, ohne dabei an der Schulter hängen zu bleiben. Sollte der Schaft an der Schulter mehrfach hängen bleiben, ist er mit Sicherheit zu lang. Sollte der Schaft zu einfach an die Wange geführt werden können, ohne dabei an der Schulter hängen zu bleiben, ist er wahrscheinlich zu kurz.
Die Schränkung bei der Flinte
Die Schränkung ist ein Maß für den seitlichen Versatz des Schaftes gegenüber der Laufachse. Dieser Versatz resultiert daraus, dass man eine Waffe nicht exakt unterhalb des Auges in der Schulter anschlagen kann. Auf der Abbildung sehen Sie die biometrischen Daten im Gesicht des Schützen, die als „Schränkung“ auf den Schaft der Flinte übertragen werden müssen. Ob die Flinte eine Schränkung hat, kann man überprüfen, indem man von oben entlang der Laufachse auf die Schaftspitze guckt. Steht diese ab, ist der Schaft geschränkt. Sollte der Schaft keine Schränkung aufweisen, muss man damit rechnen, dass die Schrote rechts am Ziel vorbeigehen. Man kann die fehlende Schränkung nur ausgleichen, wenn man darauf achtet, dass man stets den Kopf so weit neigt, damit das Korn immer mittig der Laufschiene ist.
Die Senkung des Flintenschafts
Auf einer der Abbildungen im oberen Bereich des Artikels haben wir versucht, die Senkung des Flintenschafts zu visualisieren. Die Senkung ist im Grunde genommen der Abstand zwischen dem Schaftrücken und der Visierlinie. Um die Senkung messen zu können, verlängert man die Visierlinie mit einem Lot und misst den Abstand zwischen der Schaftspitze und dem Lot. Der Abstand sollte zwischen 50 und 55 mm liegen. Als Schütze kann man auf einfache Weise überprüfen, ob das Senkungsmaß der Flinte zu ihm passt. Hierzu muss man die Waffe mit geschlossenen Augen in den Anschlag bringen. Der Schaft sollte oberhalb des Unterkiefers an der Wange anliegen. Wenn man jetzt die Augen öffnet, sollte sich das gewünschte Visierbild ergeben. Ist zu viel Laufschiene zu sehen, wird es zu einem Hochschuss kommen, ist zu wenig Laufschiene zu sehen, wird es entsprechend zu einem Tiefschuss kommen. Ein zweites Senkungsmaß kann an dem Übergang des Hinterschaftes zum Griff genommen werden; dieses Senkungsmaß ist entsprechend kleiner.
Der Pitch eines Flintenschaftes
Für das Pitchmaß gibt es zwei Messweisen. Zum einen kann man den Abstand der Mündung zur Wand messen, vorausgesetzt die Flinte steht mit der Schaftkappe auf dem Boden. Zum anderen kann man den Abstand der Schaftspitze zum Boden messen, wenn die Visierlinie parallel zur Wand steht. Die Auswirkungen des Pitchmaßes sind: Bei einer angemessenen Senkung provoziert ein zu geringes Pitschmaß einen Hochschuss.
Fazit zum Schaftmaß
Um das richtige individuelle Schaftmaß zu finden, genügt es nicht, Körpermaße zu messen und diese auf einen Schaft zu übertragen. Vielmehr muss man neben den Körpermaßen unter professioneller Betreuung das schützenspezifische Anschlagverhalten und dessen körperliche Konstitution beurteilen lassen, um Rückschlüsse auf ein sinnvolles Schaftmaß zuzulassen.
Das reine Wissen über Senkung, Schränkung, Pitch und Schaftlänge reicht nicht aus, um abschließend beurteilen zu können, ob die Flinte richtig geschäftet ist. Sollte der Schütze nicht das Geld für einen Profi in die Hand nehmen wollen, muss er wohl oder übel mit dem Normalschaft leben und sich auf diesen einschießen. Manche Flinten, wie z. B. die BLASER Flinten, bieten die Möglichkeit durch einstellbare Schäfte, das Schaftmaße zu verändern. Wie man die Treffpunktlage ermittelt und somit richtige Rückschlüsse auf den Flintenschaft zieht, zeigen wir im folgenden Abschnitt.
Welche Munition brauche ich für meine Flinte?
Zunächst sollten Sie sich über das Kaliber Ihrer Flinte bewusstwerden. Momentan ist das gängigste Kaliber die 12/70 oder 12/76. Was bedeutet das? Die Kaliberangaben für Schrotpatronen kommen aus dem angelsächsischen Raum. Der erste Teil der Angabe bei Schrotpatronen ist das Kaliber. Teilt man ein englisches Pfund Blei (453,6 g) in im Durchmesser gleichgroße Kugeln, erhält man folgende Kaliber:
- 12 Kugeln = Kaliber 12 = 18,2 mm bis 18,6 mm
- 16 Kugeln = Kaliber 16 = 16,8 mm bis 17,3 mm
- 20 Kugeln = Kaliber 20 = 15,7 mm bis 16,2 mm
Der zweite Teil der Angabe gibt die Hülsenlänge im verschossenen Zustand an. Sprich, eine Hülse im Kaliber 12/70 ist im verschossenen Zustand 70 mm lang. Je nach Verschlussform verlängert sich die Hülse unterschiedlich lang beim Verschießen. Ein Bördelverschluss dehnt sich ca. 6 mm aus, und ein Sternverschluss ca. 11 mm. Die nebenstehende Grafik zeigt, welche Hülsenlängen gefertigt werden und aus welchen Patronenlagern diese verschossen werden können. Wichtig! Es werden keine Patronenlager in der Länge 67,5 mm hergestellt!
Der Aufbau einer Schrotpatrone
Da die meisten Kunden die Flinte jagdlich und auf dem jagdlichen Schießstand nutzen möchten, orientieren wir uns an den Kriterien der Wahl einer geeigneten jagdlichen Schrotpatrone. An dieser Stelle fängt es an, etwas komplexer zu werden. Bei der Wahl der richtigen Schrotladung kommt es auf folgende Kriterien an:
- Das Kaliber meiner Flinte (immer vorgegeben),
- die Wildart, die ich bejagen möchte,
- und die Wirkung der Schrotladung.
Welches Patronenlager hat meine Flinte? Unterschiede und Auswahlkriterien
Wie oben gezeigt, ist das Kaliber durch die Bauart Ihrer Flinte immer vorgegeben; somit können Sie lediglich mit der Schrotladung spielen, um die ideale Patrone für Ihre Jagdform zu finden. Hierzu müssen wir zunächst herausfinden, was Sie denn gerne bejagen möchten. Auf der obenstehenden Tabelle sehen Sie einen Vorschlag, welche Patrone für welche Wildart geeignet ist. Natürlich können die Angaben je nach Flinte etc. variieren, aber für einen Einstieg sollte die Tabelle reichen. Nehmen wir mal an, Sie kommen aus Norddeutschland und wollen auf Gans jagen, dann entnehmen wir der Tabelle eine Empfehlung für die Schrotgröße 3 mm oder 3,2 mm. Nun sind nicht alle Angaben auf den Verpackungen der Hersteller gleich. Nebenstehend habe ich Ihnen eine zusätzliche Tabelle angefertigt, die zeigt, was eine Patrone mit 3 mm noch für Angaben enthalten kann bzw. wie diese Patronen noch gekennzeichnet sein können, da in Europa teilweise von Land zu Land unterschiedliche Angaben gemacht werden.
Haben Sie nun die richtige Schrotgröße für sich gefunden, geht es darum, die Wirkung der Schrotladung zu beurteilen. Die Wirkung der Schrotladung hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab: Anzahl der Schrote im Ziel, Deckung der Garbe und der Geschwindigkeit. Als Anhalt sagt man, dass ein waidgerechter Schrotschuss bis ca. 35 m-40 m mit Blei (bei Weicheisen 30 m-35 m) möglich ist. Auf der nebenstehenden Tabelle sehen Sie die Entwicklung der Geschwindigkeit der Schrote in Abhängigkeit zur Entfernung. Zudem sei erwähnt, dass die Schrotgarbe bei 35 m Entfernung ca. 3,5 m lang ist, sprich nicht alle Schrote treffen auch zeitgleich im Ziel ein. Um die Deckung der Schrote beurteilen zu können, kommen Sie um einen Besuch auf dem Schießstand nicht herum. Hier gehen Sie folgendermaßen vor:
- zeichnen Sie sich auf einen Kalenderrücken o.Ä. eine Scheibe,
- schießen Sie auf 10 m Entfernung auf diese Scheibe mit dem unteren Lauf,
- danach wechseln Sie die Scheibe und schießen mit dem oberen Lauf,
- beurteilen Sie das Trefferbild, gerne auch mit dem RangeBuddy.
Da sich die Streuung von Schrot, ähnlich wie die Schützenstreuung, nahezu proportional verhält, können Sie aus der Schrotgarbe die Deckung auf andere Entfernungen ableiten. Ich habe dies exemplarisch mit zwei verschiedenen Patronen gemacht. Üblicherweise verwendet man auf der Jagd einen Halbchoke und einen Dreiviertelchoke, aber leider kann man hier keine pauschale Aussage treffen.
Das Ergebnis des Schusstests sehen Sie auf der obenstehenden Abbildung. Für den Test habe ich die S&B Magnum 3,25 mm 12/76 und die S&B 12/70 in 3,25 mm verwendet. Auf der obenstehenden Tabelle habe ich für Sie die Ergebnisse dargestellt. Wie man der Tabelle entnehmen kann, streut die 12/70 deutlich weniger als die Magnumpatrone, und je stärker der Choke ist, desto kleiner ist die Schussgarbe.
Welche Schlussfolgerung kann ich aus dem Ergebnis ziehen?
Man kann davon ausgehen, dass die Ausbreitung der Schrotgarbe proportional ist. Mit dieser Annahme habe ich die obenstehende Grafik angefertigt. Die Grafik zeigt, wie sich die Ausbreitung der Schrotgarben der verschiedenen Munitionssorten auf unterschiedliche Entfernungen verhalten. Das Ergebnis zeigt, dass die Verwendung eines Vollchokes und Dreiviertelchokes bei einer handelsüblichen Flinte und der S&B 12/70 mit 3,25 mm am besten geeignet ist. Wir haben bei dieser Kombination eine volle Deckung des Wildkörpers mit dem größten Anteil der Schrote innerhalb der Garbe. Zusätzlich dürfen wir auf einer Entfernung von 40 m noch mit einer ausreichenden Deckung rechnen.
Fazit zur Wahl der Schrotmunition
Unter der Annahme, dass sich die Ausdehnung der Schrote proportional verhält, kann man sich durch das Schießen eines Schussbildes auf eine Entfernung mathematisch der Deckung auf andere Entfernungen nähern. Wichtig ist nicht zwangsläufig die gesamte Ausdehnung der Schrotgarbe (ich habe in dem Test die Schrote am äußeren Rand genommen), sondern die Lage und Ausdehnung von 70% aller Schrote. Die Schussbilder haben gezeigt, dass man durch die Verwendung von Chokes die Ausdehnung der Schrotgarbe stark beeinflussen kann. Eine allgemeingültige Aussage lässt sich nicht treffen, allerdings kann man sich durch den aufgezeigten Schusstest einen guten Überblick verschaffen und somit Rückschlüsse auf die eigene Waffen-Munitions-Kombination ziehen.
Um die ermittelte Treffpunktlage auf das Schaftmaß zu übertragen, kann man folgende Regeln heranziehen:
- Der mittlere Treffpunkt liegt auf dem Zielpunkt. Dies bedeutet einen Tiefschuss, also ist die Senkung/Pitch zu groß.
- Der mittlere Treffpunkt liegt deutlich höher als 15 cm über dem Zielpunkt. Der Hochschuss kann eine Konsequenz einer zu geringen Senkung/Pitches sein.
- Liegt der mittlere Treffpunkt links vom Ziel, ist der Schaft zu wenig geschränkt.
- Liegt er jedoch zu weit rechts, ist der Schaft zu viel geschränkt.