Schießen vom Hochsitz auf weite Distanzen - GEE oder Fleckschuss?

Bereits vor einiger Zeit haben wir einen Artikel mit dem Titel „Winkelschuss vom Hochsitz auf kurze Distanz“ in unserer Rubrik Wissen veröffentlicht. Dieser Artikel erfreut großer Beliebtheit und hat bereits eine lebhafte Diskussion angeregt. Gerne wollen wir an das Thema anknüpfen aber diesmal wollen wir einen Winkelschuss vom Hochsitz auf weite Distanz wagen.

Um sich dem Thema Winkelschuss auf weite Distanzen zu nähern, solltet Ihr Euch nochmals die Grundlagen ins Gedächtnis zurückrufen. Gasti hat hierzu zwei Artikel auf dem Deutschen Jagdblog veröffentlicht:

  1. https://deutscher-jagdblog.de/der-perfekte-schuss/
  2. https://deutscher-jagdblog.de/einschiessen-buechse/

In den beiden Artikeln sind auch Videos verlinkt, die den Sachverhalt nochmals visualisieren. Sind Euch die Grundlagen bereits vertraut, könnt Ihr an dieser Stelle weiterlesen.

Unser Versuchsaufbau für das Schießen vom Hochsitz

Wir haben von Euch einige Rückfragen zu unserem letzten Artikel bekommen. Die meisten haben das Thema „Schießen auf kurze Distanzen“ verstanden aber viele von wollten wissen, was auf weite Distanzen passiert. Aus diesem Grund haben wir uns einen Hochsitz in einem unserer Thüringer Reviere gesucht und für Euch auf verschiedene Distanzen in unterschiedlichen Winkeln geschossen.

In unserem Fall war der Hochsitz 8m hoch und wir haben auf die Entfernungen 100m, 188m und 300m auf eine DJV Bockscheibe geschossen. Aufgrund der an unserer BLASER Optik verbauten Absehenverstellung, konnten wir auf jeder Entfernung schnell zwischen GEE und 100m Einschussdistanz wechseln, um zusätzlich die Auswirkungen der unterschiedlichen Einschießmethoden zu testen. Als Waffe haben wir eine BLASER R8 im Kaliber 8,5x55 BLASER mit der TTSX Barnes Munition benutzt. Dieses Kaliber ist sehr rasant und hat eine weite GEE von 188m. Beim Schießen haben wir den Winkel nicht durch den Haltepunkt kompensiert, sondern immer auf der Blattlinie angehalten.

Wie sah das Ergebnis des Versuchsschießen aus?

Wir haben zwei Grafiken angefertigt, die unsere Ergebnisse visualisieren. Auf der ersten Grafik sieht man im linken Bereich die rechnerischen Werte der Ablage ergänzt durch unsere Schießergebnisse für eine Waffe, die auf 100m eingeschossen wurde. Zusätzlich haben wir die zugehörigen Winkel eingetragen. Schnell erkennt man, dass das Geschoss bis zur empfohlenen GEE lediglich 5cm fällt und somit noch im 10er Ring der DJV Bockscheibe liegt. Dies bedeutet, dass man bei unserer Waffen-Kaliber-Kombination mit einer auf 100m eingeschossenen Waffe waidgerecht schießen kann. Weiterhin sieht man, dass der Schusswinkel nur sehr geringe Auswirkungen auf die Treffpunktlage hat und in unserem Fall sogar vernachlässigt werden kann. Allerdings ist hier bei 188m Schluss, da das Geschoss auf dieser Entfernung bereits am unteren Rand der 10 ist und grundsätzlich eine Schützenstreuung dazu kommt.

100m Fleckschuss

Anders verhält es sich bei einer Waffe, die auf GEE eingeschossen wurde. In der zweiten Grafik seht Ihr genau wie oben, an der linken Seite die rechnerischen Werte ergänzt durch unsere Schießergebnisse für eine Waffe die auf 188m eingeschossen wurde. Auf 100m haben wir einen leichten Hochschuss von knapp 4cm und befinden somit noch innerhalb der 10. Auf 188m haben wir einen Tiefschuss von ca. 2 cm und auf 230m einen Tiefschuss von 5 cm. Folglich erkaufen wir uns durch den provozierten Fehlschuss von 4cm Hochschuss auf 100m einen zusätzlichen durchgehenden Visierbereich von 40m.

auf GEE eingeschosse

Zusammenfassung und Erläuterung

Wie man an den beiden Beispielen sieht, hat jede Einschießmethode verschiedene Vorteile bzw. Nachteile. Wir haben bei diesem Versuch bewusst das Schießen auf 3D Ziele ausgeblendet, um die reinen Werte für die Ablage zu ermitteln. Grundsätzlich empfiehlt es sich die Waffe nach GEE einzuschießen. Hat man allerdings, wie wir eine Absehenverstellung in seiner Optik verbaut, ist es sinnvoller die Waffe auf 100m einzuschießen, um die Verstellskala der Verstelltürme richtig nutzen zu können. BLASER trägt mit seinen Optiken dem Einschießen nach GEE selbstverständlich Rechnung. So kann man die Verstelltürme lediglich bei der „Nullstellung“ und der „GEE-Stellung“ sichern; Gasti erklärt dies auch nochmal in einem Video:

Ist man sich unsicher, wie man die Verstelltürme der Optik richtig benutzt, sollte man immer auf GEE einschießen, um einen maximalen durchgehenden Visierbereich für seine persönliche Waffen-Munition-Kombination zu erhalten. Jedem sollte jedoch bewusst sein, dass meist bei der GEE bzw. kurz nach der GEE aufgrund des Geschossabfalls Schluss ist. Möchte man deutlich über die GEE hinausschießen, muss man zwangsläufig die Treffpunktlage über die Verstelltürme oder ein geeignetes Absehen korrigieren. Auch dies sieht man den beiden obigen aufgezeigten Grafiken. Die auf 100m eingeschossene Waffe hat einen Geschossabfall von 35cm auf 300m und die auf GEE eingeschossene Waffe hat einen Geschossabfall von 25cm auf 300m.

Weiterhin sieht man an diesem Beispiel den Vorteil besonders potenter und rasanter Kaliber. Der Geschossabfall der 8,5x55 BLASER ist sehr gering und bis zur GEE macht es nur wenige Zentimeter unterschied nach welcher Methode Ihr Eure Waffen eingeschossen habt. Aus dem Grund sagen wir immer: „Ab 200m wird es interessant“, denn hier hat der Geschossabfall bei den meisten Kaliber so starke Auswirkungen auf die Treffpunktlage, dass man diese korrigieren muss.

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